Sasha Filipenko im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Nina Weller und der Übersetzerin des Romans aus dem Russischen, Ruth Altenhofer.
Moskau, 1941. Russland befindet sich bereits im Krieg gegen Nazideutschland, doch im Innern wütet nach wie vor der Wahnsinn der stalinistischen Säuberungen. Tatjana Alexejewna ist eine junge Fremdsprachensekretärin im Außenministerium, sie hat eine kleine Tochter, ihr Mann ist an der Front. Da landet ein Brief auf ihrem Schreibtisch, den sie übersetzen soll: eine Liste des Roten Kreuzes mit russischen Kriegsgefangenen in Rumänien. Darauf entdeckt sie den Namen ihres Mannes. Ein doppelter Schock: Erleichterung – er lebt! Und Grauen – denn sie weiß, dass Kriegsgefangene und ihre Familien als Verräter verfolgt und in den Gulag geschickt werden. Sie trifft eine Entscheidung, die sie Jahrzehnte lang umtreiben wird. Sechzig Jahre später erzählt sie ihrem jungen Nachbarn Alexander von ihrem Schicksal. Außer dem nackten Leben hat man ihr alles genommen. Doch sie hat sich ihren grimmigen Humor und ihren Kampfgeist bewahrt und stemmt sich bis zum letzten Atemzug gegen das Vergessen.
Sasha Filipenko »Rote Kreuze« Diogenes, 2020